Das jüngste Beispiel, die Diskussion um die Vier-Tage-Woche, zeigt einmal mehr, dass des deutschen liebstes Kind die Rechthaberei ist.
Die einen beklatschen des Erblühen einer neuen, sozialen Arbeitswelt. Die anderen vermelden den Untergang des Standorts Deutschland – einmal mehr. Dass die Wahrheit oder zumindest ein gemeinsamer Weg am ehesten in der argumentativen Mitte zu finden ist, wussten bereits die alten Griechen. To Me’son, das Mittlere, war vielen ein Leitmotiv und damit ein nicht zu überschätzendes ermöglichender Faktor der hellenischen Demokratie. Diese Philosophie des Graubereiches, der mäandernden Lösungsfindung, der Akzeptanz der Tatsache, dass ein Maximum der eigenen Vorstellungen nur realisierbar ist, wenn man bereit ist, im Kompromiss einen Teil davon aufzugeben. Diese Klugheit, dem eigenen Egoismus Einhalt zu bieten, scheint zu schwinden. Grau ist uncool. Es muss schwarz oder weiß sein. In unserem Beispiel  wird von beiden Seiten die Vielfalt der deutschen Arbeitswelt negiert. Aber es gibt ihn, den Handwerker, der keine Mitarbeiter (ich gender jetzt mal nicht) mehr findet. Dieser Fliesenleger sich dann entschließt, die Stellenausschreibung mit der Vier-Tage-Woche zu verknüpfen. Und siehe da: eine ganze Reihe von Bewerbungen flattern ihm auf den Schreibtisch. Ein Gewinn. Für den Handwerker, für die neuen Mitarbeitenden und für die ausgedörrte Handwerkslandschaft Deutschlands alle Mal. Dass auf der anderen Seite ein Hochofen nicht mal eben runtergefahren werden kann, um auch dort die vier Tage Woche zu zelebrieren, ist auch klar. Eigentlich. Warum diskutiert man nicht über den Einzelfall? Warum müssen alle oder keiner die vier Tage Woche leben und loben?
Oder blicken wir auf, die Selbstfestkleber. Dass ihr Tun nicht vom deutschen Recht gedeckt ist, steht außer Frage. Dass man aber sofort die „Terrorismuskeule“ schwenken muss, erscheint mir absurd. Absurd, aber typisch für das schon bei Luther etablierte Denken ja ja nein nein seit deine Rede.