Es hat etwas modisch Aktuelles, wenn allerorts der Aufruf getätigt wird, man solle seine Komfortzone verlassen. Das klingt dynamisch. Aber könnten wir´s nicht ein bisschen differenzierter haben? Seit zwei Jahren gibt es mehr arbeitsbedingte Ausfälle durch psychische (neudeutsch: Burnout-Vorkommnisse etc.) als durch physische Beeinträchtigungen (Fingerspitzen in die Säge bekommen). Mit deutlich höheren Folgefehlzeiten. Gefährdet sind all die Hochleister, die sich um der Firma und der dauernden Erreichbarkeit willen, keine Komfortzone mehr gönnen. Sie haben ihre energetische Heimat so verlassen, dass sie sie manchmal gar nicht mehr wiederfinden. Das ist für unsere aktuelle Arbeitswelt bei weitem repräsentativer als die wenigen Zögerlinge, denen ein Ausbruch aus der muffigen Sicherheit tatsächlich gut täte. Für sie gilt: „when you do what you ever did, you´ll get what you ever got“. Richtig. Wem das Arbeitsumfeld nicht passt, muss bei sich selber anfangen. Aber in Coachinggesprächen habe ich viel häufiger das Problem, dass die Eingänge zu früher vorhandenen Komfortzonen verschüttet sind. So, dass es intensiver Dialogarbeit bedarf, bis wieder Zeiten und Räume definiert werden können, die schon früher von den Coachees als entspannend und batterieaufladend empfunden wurden. Nur mit diesen sind aber Hochleistungen langfristig machbar. Vor diesem Befund neige ich zu dem Aufruf: Schützen Sie Ihre Komfortzonen! Und denken Sie daran, dass immer mehr „roboti, roboti“ nur allzuoft zu qualitativem Schwund führt.